Diabetes-Blog-Woche
— Tag 3 —
Heute: Smarte Insulin-Pens – the next big thing?
„Na, Dörte, ’ne Idee?“ — „Ach, geh mir doch weg mit diesem neumodischen Kram!“
Smart. Was heißt das überhaupt? Früher, da waren die Menschen noch smart, wenn sie was in der Birne hatten. Heute ist jeder Kokolores smart, sobald es ’ne App dafür gibt oder das Ding mit diesem Internetz verbunden ist. Wohnzimmer-Funzel per App einschalten? *zack* Smart! Ich könnte auch rübergreifen und den Lichtschalter drücken, aber wo bin ich denn? In den 90ern? Nix da! Da hol ich doch lieber mein Handy raus, entsperr das kurz, such auf Seite 2… ach nee, Seite 3 die Smart Home App, klicke mich durch die Menüs und schon… ach nee… die WLAN-Verbindung ist gerade nicht da… Moment… das haben wir kurz… jetzt. *zack* Licht an. Voll smart!
Meine Kinder sind ein bisschen beeindruckt, dafür rollt meine Frau mit den Augen. Was das angeht, passen die 90er eh viel besser zu ihr, denn sie ist immer noch genau so hübsch wie 1995. Und smart ist sie auch, ganz ohne App. Wobei… so ’ne Schatzi-App… aber ich schweife ab.
Smarte Pens. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ’ne Pen-App haben möchte oder eine Verbindung ins Internet, aber es gibt tatsächlich ein paar Dinge, die ich mir für meinen Binford 8200 Dia-Pen der Zukunft wünschen würde:
2-Komponenten-Pen für mehr Flexibilität
Mit jedem Essen überlegt man neu: wie viele Kohlenhydrate sind da drin, wie schnell wirken sie, wie sehr verzögert das Fett den Anstieg und was stellen Eiweiße und Fette in ein paar Stunden mit meinem Blutzucker an? Am Ende versucht man das alles mit genau einem einzigen Insulin zu regulieren. Wie soll ein einziges Mittel, mit genau einer Wirkkurve, das schaffen können? Genau: gar nicht! Also hantiert man mit Spritz-Ess-Abständen rum, teil sein Insulin auf, spritzt mehrmals und lebt am Ende damit, dass der Blutzucker länger in unerwünschten Bereichen unterwegs ist.
Das was die Pens nicht können, ist bei Insulinpumpen schon einfacher. Hier kann man das Insulin aufteilen und bestimmte Mengen über einen wählbaren Zeitraum abgeben lassen. Was wäre wohl, wenn man sowas ähnliches auch mit einem Pen erreichen könnte? Ich stelle mir einen 2-Komponenten-Pen vor, etwa mit 2 verschiedenen Insulinen. Ein schnelles, ein langsames. Oder vielleicht ist es auch ein schnelles Insulin, das man mit einem zusätzlichen Stoff verzögern kann. Im Pen stelle ich dann einfach neben der Insulinmenge noch die gewünschte Zeit ein und der Rest passiert automatisch durch eine geeignete Kombination aus beidem.
Size matters
Mir persönlich sind die Pens einfach zu groß. Sie passen so gerade eben in die Hosentasche und das auch nur, wenn es ein klassischer Pen ist. Diese smarten Pens mit ihrer Technik sind dafür bereits zu klobig. Warum eigentlich? Warum schleppe ich die meiste Zeit viel zu viel Insulin mit mir herum? Dass ich drei Wochen lang mit einem einzigen Pen auskomme, ist doch gar nicht nötig. Ein Pen, der nur halb so groß wäre, mit Insulin für eine Woche, würde mir vollkommen reichen. Ich könnte mehrere Pens gleichzeitig anbrechen, ohne mir Gedanken über die Haltbarkeit des Insulins zu machen.
Einer für die Arbeit.
Einer für zu Hause.
Einer für die Hosentasche.
Und dort würde der Mini-Pen dann auch viel besser reinpassen.
Multi-Pen-Nadel-Kassette
Bei den Lanzetten gibt es das bereits: eine 6-in-1-Stechhilfe, die direkt mehrere Lanzetten enthält. Für den Pen wünsche ich mir das auch: eine kleine Vorrichtung, die 6 oder besser noch 10 Nadeln beherbergt. Ich schraube sie anstelle einer einzigen Nadel auf den Pen und da kann ich sie gleich mehrere Tage drauf lassen. Trotzdem bekomme ich bei jeder Benutzung eine frische Nadel und hätte außerdem wieder ein bisschen weniger Zeugs, was ich vergessen kann.
Schmerzarm
Mimimi hin oder her, ab und an tut so eine Nadel echt weh. Muss das eigentlich sein? Wie wär’s, wenn die Spitze am Pen noch eine kleine Kühlfunktion integriert hätte? Man hält sich das Ding an den Bauch, drückt den „Bitte-jetzt“-Knopf und noch bevor die Nadel zusticht wird die Stelle einfach auf 5° Grad heruntergekühlt. Dann piept es kurz, die Nadel wird reingedrückt, das passende Insulingemisch hinterher, fertig.
Ist mein 2-Komponenten-Painless-Mini-Pen mit 10er-Nadelkassette smart, so ganz ohne App und Internetanschluss? Keine Ahnung. Aber er würde mir das Leben um einiges leichter machen.
Das war Tag 3 der Diabetes-Blog-Woche 2018.
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#DBW2018