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Haribozilla

Und dann steht auf einmal sowas auf dem Wohnzimmertisch. Welch köstlicher Anblick. Und der Duft erst…

Mein Haribozilla in mir ist geweckt und äußert sein Verlangen mit leisem Gebrüll. So wie früher möchte er gleich den Arm ausstrecken und sich 1 bis 2 Handvoll, ach was, die ganze Schale in seinen Rachen werfen.

„Staubsauger“ nennt mich meine Frau ab und an liebevoll — gerne untermalt von einem lieblichen Brmmmmm-Laut — wenn mal wieder leere Keks-, Schokoladen- oder sonstige Verpackungen als stumme Zeugen unseren Wohnzimmertisch zieren. Aber diese Zeiten sind vermutlich erst einmal vorbei.

Es dauert eine ganze Weile, bis sich Haribozilla enttäuscht und hungrig wieder schlafen legt.

 

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Erster Buchtipp

Ich bin kein Fan von Dr. Google. Krankheiten im Internet nachzuschlagen führt ja doch immer nur zur selben Diagnose: schlimmer, schmerzhafter Tod.

Bauchweh? Schlimmer, schmerzhafter Tod!
Nasenbluten? Schlimmer, schmerzhafter Tod!
Jucken im kleinen Zeh? Schlimmer schmerzhafter Tod!

Dann lieber ein bisschen Offline-Material: ein Buch, in diesem Fall ein „Arbeitsbuch“ . Es ist sehr verständlich, wenn auch nüchtern geschrieben und voll mit Informationen und Erklärungen, von den Grundlagen zur Krankheit bis hin zu möglichen Gefahren und Spätfolgen. Durch viele Alltagstipps — etwa die Auswirkungen von Sport — hilft das Buch nicht nur beim Einstieg, sondern eignet sich auch als Nachschlagewerk.

Mit hat es viele meiner Fragen beantwortet, daher eine klare Leseempfehlung für alle Neulinge.

 

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Später Jugendlicher

Lange sitze ich nicht im Wartezimmer, da kommt mir die Diabetesberaterin schon entgegen und es geht an den anderen Wartenden vorbei direkt ins Zimmer.

Blutzuckermessung (die 2. heute).
Blut abnehmen (2. mal heute).

Dann kommt die Aufklärung. Ich sei wohl ein „später Jugendlicher“. Ein bisschen Stolz flammt in mir auf. Ja, so fühle ich mich auch: jung geblieben; eher so 39 als 41; später Jugendlicher ist ein toller Begriff dafür!

Der Arzt schmunzelt und dann gibt es jede Menge Begriffe, von denen ich so noch nie was gehört habe: LADA, Typ 1, Ketone, ß-Zellen, Antikörper, Autoimmun, … danach ist mir gar nicht mehr so spät jugendlich zumute.

„Ich weiß nicht, ob Sie das tröstet, aber um 1900 herum wären Sie daran noch gestorben.“

Aha. Interessant.

„Wir werden jetzt direkt Insulin spritzen, damit die Werte runtergehen.
Und ab morgen werden Sie das jeden Tag selber machen müssen.“

Aaaha. Interessant.

Ich gucke ganz gespannt dabei zu, wie sie das Insulin in meinen Bauch spritzt. Seltsam. Das bin ich jetzt? Ein Diabetiker? Langsam, ganz langsam macht sich diese Erkenntnis auf den Weg Richtung Verstand, ohne dort wirklich anzukommen.

„Jetzt Nr. 2. Soll ich nochmal oder möchten Sie?“

„Ich? Auf keinen Fall!“, denke ich mir. Dazu braucht man doch geschultes Personal, eine eigene Krankenschwester zum Beispiel, mindestens. Das kann ich doch unmöglich selber! Also sage wild entschlossen:

„Ähh. Ich kann’s ja mal versuchen.“

Es ist kurz vor 11 Uhr und von „ich wollte doch nur einen Termin“ bis „ich spritze mir selbst Insulin in meinen Bauch“ sind gerade mal 3 Stunden vergangen. An manchen Tagen läuft’s halt bei mir, auch wenn es heute nur Insulin und Blut sind.

Irgendwann kommt Blutzuckermessung Nr. 3 und der Wert ist tatsächlich ein wenig niedriger als heute morgen. Mit einer Tüte voll Equipment und etwa sieben Tausend Fragen mache ich irgendwann auf den Weg nach Hause.